3.5 Die Verben machen und stellen (Eva Weigand)
Die Verben machen und stellen kommen sehr häufig in Adjektiv-Verb-Verbindungen vor. Dementsprechend gibt es viele Verbindungen, die mehr oder weniger lexikalisiert sind.
In den Tabellen 3.1 und 3.2 schließt Frau Fuhrhop die Test „andere Verben“ und „andere Adjektive“ aus. Außerdem wird beim Valenztest die gesamte Verbindung dargestellt, da das Verb immer das gleiche ist.
Adjektiv-Verb-Verbindung mit machen
Diese Verbindungen können generell transitiv sein. Manche sind auch reflexiv.
Bsp.: sich schön machen
Machen ist in seiner Bedeutung sehr unspezifisch, was ein Grund für die vielen Kombinationsmöglichkeiten sein kann. Es hat außerdem zur Folge, dass der Objektbezug nicht immer ganz deutlich ist.
Bsp.: er macht seine Arbeit schlecht
-->schlecht kann sich auf die Arbeit oder auf machen beziehen.
Bedeutungsübertragungen die das Adjektiv alleine betreffen können, erscheinen gewissermaßen manifestiert.
Bsp.: kaltmachen, fertig machen, groß machen, schlechtmachen.
Eine Annäherung kann hierbei der Test „Zustand hinterher“ sein.
Besonderheiten von machen:
Machen ist nahezu uneingeschränkt mit derivationell komplexen Adjektiven kombinierbar.
(a) Daniel macht den Text lesbar, sie macht das Essen genießbar
(b) Sie macht das Ergebnis lächerlich, das Tor macht den Sieg wahrscheinlich
(c) Das karierte Hemd macht ihn kumpelhaft
(d) Sie macht den Text unleserlich/unlesbar, er macht das Essen ungenießbar
(e) Er mache den Vorfall ungeschehen
(f) Ich mache mich beliebt/unbeliebt, er macht sich unverzichtbar
Die genannten haben laut Fuhrhop keine Tendenz zu Wörtern zu werden. Bestenfalls ist eine Usualisierung möglich.
[1]Adjektiv-Verb-Verbindungen mit stellen
Diese Verbindungen stellen keine einheitliche Reihe dar. Dennoch lassen sich Gemeinsamkeiten feststellen. Genau wie die Verbindungen mit machen sind auch die mit stellen transitiv oder reflexiv. Beide Varianten sind unterschiedlich zu interpretieren.
(a) er stellt sich tot/taub/stumm/doof à nicht resultativ
(b) die Polizei stellt das Fahrrad sicher
(c) er stellt das Essen warm/kalt à Objektsprädikativ, produktiv
Die Verbindungen, die nicht als Objektsprädikativ interpretiert werden können (b), verhalten sich in verschiedener Hinsicht anders als die produktiven Verbindungen in (c):
1. Es gibt analoge Wortbildungen : Sicherstellung, Klarstellung, Bloßstellung
Dies kann in zweierlei Hinsicht interpretiert werden.
1a. Als Basis für eine Rückbildung.
ànicht wahrscheinlich da substantivische Komposita typisch für Rückbildungen sind,
doch Sicherstellung geht nicht aus sicher und Stellung, sondern aus sicher und stellen
hervor.
1b. Die Verbindungen sind Wörter, aus denen Ableitungen gebildet werden.
--> Die Wortbildungen sprechen durchaus für die Wortartigkeit der Adjektiv-stellen-
Verbindung.
2. Das direkte Objekt ist nicht auf eine Akkusativrealisierung beschränkt, es kann auch durch
einen dass-Satz realisiert werden.
Bsp.: ich stelle sicher/klar, dass...
--> Die Verbindung ist nicht im üblichen Sinne ein Objektsprädikativ
3. Bei einigen Beispielen ist eine Komparation möglich.
Bsp.: schlechter stellen, besser stellen
--> Dies spricht gegen eine Analyse als Wort.
Sind stellen und machen Vollverben?
stellen:
In Konstruktionen wie zufrieden stellen, sicherstellen ist stellen nahezu bedeutungsleer.
Mutmaßlich reihenbildende Elemente wie totlachen oder totarbeiten haben sich als syntagmisch erwiesen.
Die Eigenschaften, die Funktionsverben unterstellt werden, treffen für stellen zu.
(‚abgeleitete Bedeutung’, ‚direktionale oder lokale Grundbedeutung’, ‚Verb mit verblasster Bedeutung’)
[2]machen:
Als Tätigkeitsverb hat machen zwar eine relativ unspezifische Bedeutung, ist jedoch nicht bedeutungsleer.
Machen verhält sich in Konstruktionen wie zufrieden machen wie ein Vollverb.
FAZIT
Frau Fuhrhop gelangt zu der Ansicht, stellen sei ein Funktionsverb, machen sei ein Vollverb.
Diese Analyse führt dazu, dass die Adjektiv-stellen-Verbindungen keine Wörter sind, sondern Syntagmen.
Alternativ lässt sie die Möglichkeit offen, die transitiven A-V-V mit stellen als Wörter zu betrachten, die reflexiven hingegen als Syntagmen.
[1] Usualisierung: Ein neu gebildetes Wort wird auf eine seiner Bedeutungen reduziert.
[2] Eisenberg (2004b: 309)