Sonntag, 26. August 2007

was passieren könnte wenn....

Zur Abwechslung mal ein sehr ernstes, aber nicht weniger wichtiges Thema.

Ich habe mir neulich über das Thema Berufsunfähigkeitsversicherung Gedanken gemacht.

Was würde passieren, wenn ich plötzlich meine Arbeitskraft verlieren würde? Ein Unfall, ein Bandscheibenvorfall, was weiß ich. Würde Vater Staat für mich sorgen? Ich hab mich ein bisschen informiert und die Antwort lautet "leider nein".

Die gesetzliche Berufsunfähigkeitsrente wurde 2001 abgeschafft. Zumindestens für alle, die nach 1960 geboren wurden, und ich denke mal, das betrifft die meisten von uns.

Ich denke also momentan intensiv über eine Berufsunfähigkeitsversicherung nach. Aber welche? Gibt es Berufsunfähigkeitsversicherungen für so junge Leute wie mich, mit einem noch relativ geringen Einkommen? Bei meiner Suche musste ich feststellen, dass es Versicherungsunternehmen wie Sand am Meer gibt und alle bieten Berufsunfähigkeitsversicherungen an. Aber ich habe eine neutrale Internetseite gefunden, auf der das alles sehr gut erklärt ist und man sich auch Vergleichsangebote schicken lassen kann. Schaut mal drauf : Berufsunfähigkeitsversicherung

Fachliteratur kann ich euch leider nicht nennen, um auf eigentliche Blogthema zurück zu kommen, aber ich nehme Lesetipps natürlich gern entgegen.

Warum ich euch das schreibe? Weil ich das Thema für wirklich wichtig halte und ich denke, dass sich viele nicht über das Risiko im Klaren sind, dass wir alle täglich tragen.

Mittwoch, 18. Juli 2007

Literaturzitate

"Wer versteht schon sich selbst? Wer versteht schon irgend jemanden? Nur Idioten wagen die Behauptung, sie verstünden einen Menschen. Niemand tut das. Vielleicht nicht einmal Gott."
(Daniel Kehlmann: Beerholms Vorstellung)

"Und das war er: Der Moment der äußersten, der letzten, der wirklichen Verzweiflung. Ich weinte nicht, das hatte ich hinter mir. Ich rührte mich nicht, ich öffnete nicht einmal die Augen. Ich tat gar nichts. Ich hörte ihm zu und versuchte mit der Gewissheit fertig zu werden, die gerade, woher auch immer, auf mich gestürzt war.
Dass ich ihm nicht entkommen würde, niemals. Dass er bei mir sein würde, immer und überall hin bis in die graue Ewigkeit. Dass er mit mir in die andere Welt kommen würde, in jede andere Welt. Dass ich das selbst war. Jawohl, ich. Dieser werbespruchträllernde Idiot, das war meine Seele. Und eine andere hatte ich nicht."
(Daniel Kehlmann: Beerholms Vorstellung)

"Zum ersten Mal in meinem Leben begriff ich, was ein Buch ist. Ein Buch ist eine magische Welt voller kleiner Zeichen, die die Toten zum Leben erwecken und den Lebenden das ewige Leben schenken können. Es ist unfassbar,fantastisch und magisch, dass die26 Buchstaben unseres Alphabets auf so viele Weisen zusammengesetzt werden können, dass sie riesige Regale mit Büchern füllen und uns in eine Welt führen, die niemals ein Ende nimmt, sondern die wachsen wird, solange es auf dieser Welt Menschen gibt."
(Jostein Gaarder)

"In den Seelen mancher Menschen richtet die Trauer einen größeren Jubel an als die Freude. Von allen Tränen, die man verschluckt, sind jene die köstlichsten, die man über sich selbst geweint hätte."
(Joseph Roth: Die Flucht ohne Ende)

"Der Krieg kostete einer Millionen Menschen das Leben, den König von Frankreich sein Kolonialreich und alle beteiligten Staaten so viel Geld, dass sie sich schließlich schweren Herzens entschlossen ihn zu beenden."
(Patrick Süskind: Das Parfum)

"Die Wirklichkeit verschwimmt und alles wird Erinnerung. Du hast nach und nach aufgehört Sehnsucht zu sein und bist Erinnerung geworden."
(Alessandro Barico: Oceano Mare)

"Ich wollte die Welt beschreiben, weil es zu einsam war, in einer unbeschriebenen Welt zu leben."
(Nicole Krauss: Die Geschichte der Liebe)

"Kein Vormarsch ist so schwer wie der zurück zur Vernunft."
(B. Brecht)

"Wenn die Regierung mit ihrem Volk unzufrieden ist, soll sie es auflösen und sich ein neues wählen."
(B. Brecht)

"Wenn man alle Gesetze studieren sollte, so hätte man gar keine Zeit sie zu übertreten."
(J.W. Goethe)

Mittwoch, 11. Juli 2007

literarische Träume und traumhaftes Schreiben bei Kafka

Konzepte der Traumdeutung im 20.Jh.

Im 20. Jh. war das Theoriemodell Sigmund Freuds (1856 – 1939) zur Erklärung und Deutung von Träumen weit verbreitet. Es beinhaltete die These, dass Träume der Erlebnisverarbeitung des Träumers dienen und sie deshalb beispielsweise Aufschluss über seine inneren Konflikte geben können. Außerdem kommen, nach Freud, im Traum Triebe und Tendenzen zum Ausdruck, die im Wachzustand unterdrückt oder verleugnet werden.[1]
Zwar gab es Autoren, die von der normativen Geltung der freudschen Traumtheorie ausgingen, doch zumeist wurde sie mit Elementen der eigenen Weltanschauung vermischt oder dieser angepasst.


Traumaufzeichnungen Kafkas

Von 1909 bis 1922 schrieb Kafka 60 seiner Träume nieder und verschickte 30 davon an Freunde und Verwandte. Die Niederschrift von Träumen gleich nach dem Erwachen diente Kafka als Lockerungsübung um seinen Schreibfluss in Gang zu setzen. Diese Niederschriften bezeichnet Manfred Engel als Traumnotate. Er unterscheidet des Weiteren zwischen literarischen Träumen und nicht als Träumen markierten Texten.[2]


Die Funktion von Traumaufzeichnungen

Für Kafka dienen Träume der Selbstbeobachtung. In seinen Traumnotaten teilt er dem Adressaten seine innere Einstellung ihm gegenüber mit. Auf diese Weise wirbt er um Zuneigung und Zuwendung, betont aber auch die unüberbrückbare Distanz, denn indem er kaum Deutungshinweise gibt, lässt er dem Adressaten ein gewisses Maß an Interpretationsspielraum. In seinen traumhaften Erzählungen will Kafka die sinnliche und die geistige Welt gegenüberstellen. [3]


Traumhaftes Erzählen bei Kafka

Kafka selbst bezeichnet sein literarisches Werk als „Darstellung meines traumhaften innern Lebens“[4]. In seinen Traumnotaten gibt Kafka keine Hinweise auf das Aufwachen oder die Situation danach. Er schildert nur den Traum selbst. Die Unterscheidung des „erzählten Ich“ und des „erzählenden Ich“ verschwimmt. Die traumhafte Welt trifft auf ein exakt beobachtendes Ich. Die Brüche oder Lücken die in den Träumen enthalten sind, versucht Kafka zu kaschieren. Er bemüht sich um Kontinuität der Erzählung.[5]


[1] Thomas Stoffer: Sigmund Freud
In: Microsoft Encarta Enzyklopädie Professional © 1993 – 2003
[2] Manfred Engel: Literarische Träume und traumhaftes Schreiben bei Franz Kafka. Ein Beitrag zur Oneiropoetik
der Moderne. In: Träumungen. Traumerzählungen in Film und Literatur. Hrsg. von Bernard Dieterle. 2. Aufl.
St. Augustin: Gardez! 2002 (= Filmstudien 9). S .238
[3] Engel: Literarische Träume und traumhaftes Schreiben bei Franz Kafka. S. 236-237
[4] Engel: Literarische Träume und traumhaftes Schreiben bei Franz Kafka. S.235 Z.3
[5] Engel: Literarische Träume und traumhaftes Schreiben bei Franz Kafka. S.244 f.

externe deutsche Dialekte im Elsass

Mundart im Elsass

Im Elsass wird nicht einheitlich eine bestimmte Mundart gesprochen, sondern es gibt regionale Unterschiede. Größtenteils wird im Elsass Niederalemannisch gesprochen, im elsässischen Süden hingegen spricht man Hochalemannisch und im Norden Fränkisch. Aber auch schwäbische Einflüsse machen sich im Elsass bemerkbar, daher ist oft von Schwäbisch-Alemannisch die Rede.
Die verschiedenen Mundarten werden im Volksmund häufig unter Elsässisch oder auch „Elsässerditsch“ zusammengefasst.

Sprachliche Besonderheiten der Elsässer Mundarten

In der Elsässer Mundart lassen sich folgende sprachliche Veränderungen gegenüber dem Hochdeutschen feststellen:
Die Silben –er und –ir werden auf den Buchstaben „r“ reduziert. So wird beispielsweise aus Mutter, “Muodr“.
Außerdem verschiebt sich „g“ häufig zu „w“ (z.B. Magen à Mawe; Wagen à Wawe).
Desweiteren vollzieht sich im Elsass die sogenannte binnen(hoch)deutsche Konsonantenschwächung. Das bedeutet, dass b und p zu b, g und k zu g und d und t zu d werden. Eine weitere sprachliche Besonderheit ist der Verlust des einfachen Präteritums. So wird zum Beispiel „er isch ggange“ statt „er ging“ oder „er hät gmacht“ statt „er machte“ gesagt.
Allgemein lässt sich sagen, dass in der Elsässer Mundart viele französische Wortstämme verwendet werden (z.B. Velo für Fahrrad oder Trotoir für Gehsteig). Es sind jedoch auch über 300 Wörter verzeichnet, die ausschließlich im Raum Elsass gelten.
Bsp: Bibeleskäse (Quark), Finken ( Hausschuhe), Herdapfel (Kartoffel), Schneuzfleck (Taschentuch), wunderfitzig (neugierig).
Es gibt allerdings auch innerhalb des Elsass unterschiedliche sprachliche Besonderheiten.
Im Fränkischen, also im nördlichen Elsass werden die Silben –scht und –schp im Inlaut gesprochen (ischt, fescht, Reschpekt).
Der Diminutiv wird hier häufig mit -che gebildet, wohingegen man für diese Form im westlichen Elsass die Endsilbe –le verwendet.
Das lässt sich besonders gut am Beispiel einer (Nieder-) Alemannischen Redewendung zeigen:

„Des wirst doch au glaube, dass s Christkindle kei Ma ist, sonst tät ma s Christkindle Christma heiße.“

Im Süd- und Mittelelsass werden außerdem die runden Laute ü, ö und oi durch i, e und ei ersetzt. --> Grischt (Gerüst), Kepf (Köpfe), Leit (Leute)

Mundart heute

Nach 1945 wurde die Mundart im Elsass aus dem öffentlichen Leben (Schulen, Verwaltung etc.) verbannt. Die Franzosen versuchten möglichst jedweden deutschen Einfluss aus der Kultur des Elsass zu verbannen.
Demzufolge sprechen heute nur noch wenige Elsasser tatsächlich Mundart. In den letzten Jahren war diese Bewegung jedoch Rückläufig. Sowohl die Administration als auch Privatleute setzen sich dafür ein, die Mehrsprachigkeit zu erhalten. Ortsschilder werden auf Anfrage auch mit dem elsässisch besprochenen Namen beschrieben, (z.B. Steinbourg – „Steiweri“) und Schriftsteller schreiben sowohl französische als auch hochdeutsche und elsässische Bücher. Die Mundart wird also wieder ins öffentliche und kulturelle Leben integriert.
Externe deutsche Dialekte im Elsass


Was wird wo gesprochen:

Im größten Teil des Elsass wird Niederalemannisch gesprochen, im südlichen Elsass hingegen Hochalemannisch und im Norden des Elsass Fränkisch.
Es bestehen außerdem schäbische und pfälzische Einflüsse, man spricht auch häufig vom Schwäbisch-Alemannischen.


Sprachliche Kennzeichen:

Die Silben –er und –ir werden auf den Buchstaben „r“ reduziert.
--> Mutter - Muodr

„g“ verschiebt sich häufig zu „w“
--> Magen – Mawe

Binnen(hoch)deutsche Konsonantenschwächung, d.h. b und p werden zu b, g und k zu g und d und t zu d.

Verlust des Präteritums
-> „er isch ggange“ statt „er ging“ oder „er hät gmacht“ statt „er machte“

Über 300 Wörter die ausschließlich im Elsass gelten
--> Bsp: Bibeleskäse (Quark), Finken ( Hausschuhe), Herdapfel (Kartoffel), Schneuzfleck (Taschentuch), wunderfitzig (neugierig).

Im Fränkischen, also im nördlichen Elsass werden die Silben –scht und –schp im Inlaut gesprochen.
--> ischt, fescht, Reschpekt

Im westlichen Elsass wird der Diminutiv mit der Endsilbe –le gebildet
--> Bsp: „Des wirst doch au glaube, dass s Christkindle kei Ma ist, sonst tät ma s Christkindle Christma heiße.“

Im Süd- und Mittelelsass werden außerdem die runden Laute ü, ö und oi durch i, e und ei ersetzt.
--> Grischt (Gerüst), Kepf (Köpfe), Leit (Leute)

Rezension - Nick Hornby: "A long way down"

Nick Hornby : A long way down

Nick Hornby erzählt die bizarre Geschichte vierer Personen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Diese Vier begegnen sich in der Silvesternacht auf dem Dach eines Hochhauses. Jeder mit der mehr oder weniger festen Absicht sich das Leben zu nehmen. Gemeinsam beschließen sie die Frist bis zum Ende ihres Lebens zunächst ein wenig und schließlich immer und immer wieder zu verlängern. Mit jedem Aufschub kommen sie dem Leben wieder ein bisschen näher.

Die Situation auf dem Dach sowie die folgenden Ereignisse wirken konstruiert und nicht immer nachvollziehbar. Das Buch vermittelt zwar eine depressive Stimmung, doch von echter Verzweiflung, Ausweglosigkeit oder der für Depressionen typischen Irrationalität, kann keine Rede sein. Die Gründe, welche die vier Suizidkandidaten auf das Dach treiben sind ebenso offensichtlich (Maureen) wie banal (JJ).
Es scheint als wolle Hornby, als er das Thema Selbstmord wählte, einen tiefgründigen Roman schreiben, traue sich aber in letzter Konsequenz nicht, wirklich in die geistigen Abgründe zu blicken und sie vollends auszuleuchten.

Bereits nach dem ersten Gespräch der vier Personen auf dem Dach wird für den Leser klar, dass keiner von ihnen sich das Leben nehmen wird, auch wenn die Figuren es sich selbst erst sehr viel später eingestehen. Im weiteren Verlauf kommen dem Leser relativ schnell begründete Zweifel an der tatsächlichen Selbstmordabsicht der Personen. Beinahe zeitgleich mit dieser Erkenntnis keimt die Frage nach dem Ziel der Erzählung auf. Man weiß bereits, oder ahnt es zumindest, dass diese Personen wieder ins Leben finden werden oder zumindest nicht wirklich bereit sind das Leben aufzugeben. Folglich fragt sich der Leser, wohin diese Geschichte führen soll, wie lange wird man hingehalten, ehe die Personen sich eingestehen, was man selbst längst weiß? Was für ein Ende soll es in einer Geschichte ohne greifbares Ziel geben? Der Leser fühlt sich mit allen folgenden Ereignissen hingehalten und erwartet, dass nun bald etwas passieren würde oder das Ende zumindest eine ganz besondere philosophische Erkenntnis über das Leben mit sich bringen oder vielleicht sogar die populäre Frage nach dem Sinn des Lebens beantworten würde. Tatsache ist: Es gibt überhaupt kein Ende. Es scheint, als höre die Erzählung einfach auf. Als sei es Hornby selbst leid gewesen, weiterhin Wegweiser für Wege aufzustellen, deren Verlauf ohnehin jeder selbst sehen kann. Das Ende ist weder richtig offen, indem es beispielsweise eine Frage im Raum stehen lassen würde, noch ist die Handlung abgeschlossen. Der Leser bleibt enttäuscht zurück.

Allein der Umstand, dass die Personen immer abwechselnd erzählen und streckenweise die gleichen Begebenheiten aus völlig anderen Blickwinkeln wiedergeben, macht die Erzählung interessant und lesenswert. Auch der Witz und der teilweise recht schwarze Humor, mit dem Hornby seine Figuren das Leben betrachten lässt, sind sehr angenehm zu lesen. In der Frage nach dem Leben oder dem Tod bringen sie den Leser jedoch nicht weiter. Die einzige Erkenntnis, die Maureen, Jess, Martin und JJ verkörpern ist die, dass das Leben nun mal kein Ponyhof ist und man sich mit Problemen auseinandersetzen und sie anpacken muss. Es kommt niemand, der das für einen übernimmt. Man muss Hornby allerdings zu Gute halten, dass er sich trotz seiner humorvollen Schreibweise niemals über die Figuren oder die Thematik des Suizids lustig macht.

Die Gefühlswelt der dargestellten Personen ist nur teilweise überzeugend beschrieben. Zwar gibt Hornby die Gedanken der Selbstmordkandidaten, so wie er sie sich vorstellt, wieder, doch sie wirken eher platt und oberflächlich. Es scheint als wolle oder könne er nicht tiefer in ihre Gedanken eindringen, als behandle er tatsächlich nur die Spitze, oder vielleicht den Rumpf, aber keinesfalls den ganzen Eisberg. Die Personen bleiben unscharf gezeichnet. Sie ähneln eher einer Zeichenskizze, denn einem Portrait. Untypisch für Hornby ist allerdings, der Umstand, dass die Frauenfiguren wesentlich überzeugender dargestellt sind, als die männlichen Gestalten. Bei der Lektüre beispielsweise von „High Fidelity“ gewann man eher den Eindruck, dieses Buch sei doch stark aus der männlichen Perspektive geschrieben. In dieser Hinsicht hat Hornby diesmal mehr Feingefühl bewiesen. Dennoch bleibt der Eindruck, „A long way down“ sei gewollt und nicht gekonnt. Hornby sollte lieber bei den unterhaltsamen Büchern bleiben, wo er mit seinem Witz und Humor wesentlich mehr erreichen kann, als bei einem Thema wie Suizid.

(Eva Weigand)