Nichts bleibt wie es ist. Auch die deutsche Sprache verändert sich. Ein Phänomen, das zu allen Zeiten beklagt wurde. Doch geht es hierbei wirklich um den "Verfall" der deutschen Sprache? Kann die nachfolgende Generation sich nicht mehr eloquent artikulieren? Oder ist es vielmehr das Merkmal der Lebendigkeit einer Sprache, dass sie sich stets verändert und in ihrer Entwicklung nicht stehen bleibt? Im Folgenden möchte ich ein paar stichwortartige Denkanstöße zum Thema Sprachwandel geben:
Sprachkritik
- Anglizismen verdrängen deutsche Wörter
- Die Satzstruktur verändert sich
- Die Elative (affengeil, tierisch, ätzend, irre) der Jugendsprache stören das ästhetische Sprachempfinden
- Verwendung des Genitivs und des Konjunktivs geht verloren
- Durch die Verwendung von Fremdwörtern wird die Deutsche Sprache zunehmend unverständlich
Gegenargumente
- Das Sprachgehör ist konservativ und lehnt Neues nur deshalb ab, weil es ungewohnt ist. Selbst die Einführung durchaus sinnvoller Neuerungen wird als negativ empfunden.
- Jugendsprache hat es zu jeder Zeit gegeben. Die nachfolgenden Generationen werden sich über Begriffe aus der heutigen Jugendsprache kaum noch wundern.
- Sprachwandel ist ein natürlicher Prozess der alle Sprachen betrifft und der ohnehin nicht aufzuhalten ist.
- Viele Neologismen oder Anglizismen sind kurzlebig, sie setzen sich im alltäglichen Sprachgebrauch nicht dauerhaft durch.
- Neue Begriffe können auch eine Bereicherung darstellen. Außerdem sind sie oft nötig, da neue Phänomene oft so schnell entstehen, dass es noch keine passenden deutschen Begriffe dafür gibt.
Lässt sich Sprachwandel / Sprachverfall aufhalten?
Im Grunde gibt es drei mögliche Haltungen in Bezug auf die stetige Veränderung der deutschen Sprache:
a) Man entwickelt Kriterien, nach denen Sprachwandelphänomene beurteilt werden können
und diskutiert diese in der Öffentlichkeit (an Schulen, Hochschulen, in den Medien).
Dadurch versucht man ein geschärftes Bewusstsein für die den Veränderungen zugrunde
liegenden Denkweisen zu schaffen.
b) Man versucht durch staatliche Reglementierung ein Verbot des Anglizismengebrauchs und
anderer unliebsamer Phänomene zu erzwingen.
c) Man verlässt sich auf die Selbstreglementierung der Sprachentwicklung und akzeptiert
den Prozess des Sprachwandels als natürlich und nicht beeinflussbar.
Mittwoch, 2. April 2008
Schillers Don Carlos - politisches Drama oder Familientragödie ?
Familientragödie vs. politisches Drama
Schillers Don Carlos wurde im Laufe der Zeit mannigfaltig interpretiert. Manche sahen darin ein Ideendrama, andere ein Freundschaftsdrama, eine politische Tragödie, ein Familiengemälde oder gar ein Wandlungsdrama. Koopmann ist der Meinung, dass bis heute keine dieser Deutungen zu dominieren vermag.[1]
Er weist jedoch darauf hin, dass Familiengemälde in der dramatischen Literatur des 18. Jahrhunderts besonders häufig und besonders erfolgreich waren, da das Modell der Familie als wichtigste soziale Institution sich aufzulösen drohte. Außerdem zeige bereits der Bauerbacher Entwurf in aller Deutlichkeit Züge eines Familiendramas.[2]
Ein Wandlungsdrama ist in sofern auszuschließen, als dass Schiller selbst dies negiert. In seinen Briefen über Don Carlos gesteht er zwar, er selbst habe sich während der langen Entstehungszeit des Don Carlos gewandelt, er habe jedoch, um die Einheit des Stückes zu erhalten, die zweite Hälfte der ersten so gut angepasst als er konnte.[3]
Während Patrick Häffner für die Interpretation als Familiendrama plädiert, indem er sagt, „Das politische Moment des Dramas kommt vornehmlich in den theoretischen Entwürfen Posas zum Ausdruck und kann sich nicht zu wichtigen historischen Ereignissen weiterentwickeln [...]“[4], drücken sich andere Interpreten diplomatischer aus.
Erwin Leibfried schreibt, bereits in der ersten Szene würden die zentralen Motive des Stückes benannt. Es ginge ganz offensichtlich nicht „ um den Thronfolger, die Königin, den König, sondern um diese Personen als Menschen, genauer: in ihrer Rolle als Sohn, Braut bzw. juristische, nicht leibliche Mutter, Vater.“[5]
Der politische Konflikt ist zwar gegeben, steht aber hinter dem familiären zurück. Was die Leser bewegt, sind die Figuren in ihrer privaten Funktion. Lessing schrieb einst, dass Könige auf der Bühne stets nur in ihrer Eigenschaft als Privatleute, nicht als politische Personen interessant seien. Leibfried geht davon aus, dass Schiller in seinem Don Carlos eben diese Feststellung Lessings realisiert habe.[6]
Matthias Luserke-Jaqui drückt sich wesentlich unverbindlicher aus. Zwar definiert er den Vater-Sohn-Konflikt als Hauptthema des Dramas, sagt jedoch auch, dadurch dass Posa von Philipp beauftragt wird, Carlos zu beschatten, sei der politische Konflikt endgültig mit dem Familienkonflikt verschränkt. „[...] In dieser Sphäre der Macht ist das Politische vom Privaten nicht mehr zu trennen.“[7]
Aus der Interpretation Rüdiger Zymners geht zumindest hervor, dass die Tragik des Dramas sich aus den privaten Konstellationen des Familiengemäldes und nicht aus der Politik ergebe.[8]
Nachdem so viele Interpreten dem familiären Konflikt in Schillers Don Carlos eine derartig große Bedeutung zugedacht haben, lohnt es sich, die Familienkonstellation und das vorhandene Konfliktpotential einmal näher zu betrachten.
[1] Koopmann, Helmut: Don Karlos. In: Walter Hinderer (Hg.): Schillers Dramen. Neue
Interpretationen. Stuttgart 1983.S.87
[2] Ebd. S. 99
[3] Schiller, Friedrich: Briefe über Don Carlos“. In: Sämtliche Werke. Band 4. Regine Otto. 1. Auflage.
Berlin 2005 S. 736
[4] Häffner, Patrick: Widerstandsrecht bei Schiller. Frankfurt am Main 2005. S. 103
[5] Leibfried, Erwin: Schiller. Notizen zum heutigen Verständnis seiner Dramen. In: Gießener Arbeiten zur
Neueren Deutschen Literatur und Literaturwissenschaft. Hrsg. v. Dirk Grathoff und Erwin Leibfried.
Band 7. Frankfurt am Main 1985. S. 177
[6] Leibfried S. 178
[7] Luserke-Jaqui, Matthias: Friedrich Schiller. Tübingen 2005. S. 162
[8] Zymner, Rüdiger: Friedrich Schiller: Dramen. Berlin 2002. S. 77
Schillers Don Carlos wurde im Laufe der Zeit mannigfaltig interpretiert. Manche sahen darin ein Ideendrama, andere ein Freundschaftsdrama, eine politische Tragödie, ein Familiengemälde oder gar ein Wandlungsdrama. Koopmann ist der Meinung, dass bis heute keine dieser Deutungen zu dominieren vermag.[1]
Er weist jedoch darauf hin, dass Familiengemälde in der dramatischen Literatur des 18. Jahrhunderts besonders häufig und besonders erfolgreich waren, da das Modell der Familie als wichtigste soziale Institution sich aufzulösen drohte. Außerdem zeige bereits der Bauerbacher Entwurf in aller Deutlichkeit Züge eines Familiendramas.[2]
Ein Wandlungsdrama ist in sofern auszuschließen, als dass Schiller selbst dies negiert. In seinen Briefen über Don Carlos gesteht er zwar, er selbst habe sich während der langen Entstehungszeit des Don Carlos gewandelt, er habe jedoch, um die Einheit des Stückes zu erhalten, die zweite Hälfte der ersten so gut angepasst als er konnte.[3]
Während Patrick Häffner für die Interpretation als Familiendrama plädiert, indem er sagt, „Das politische Moment des Dramas kommt vornehmlich in den theoretischen Entwürfen Posas zum Ausdruck und kann sich nicht zu wichtigen historischen Ereignissen weiterentwickeln [...]“[4], drücken sich andere Interpreten diplomatischer aus.
Erwin Leibfried schreibt, bereits in der ersten Szene würden die zentralen Motive des Stückes benannt. Es ginge ganz offensichtlich nicht „ um den Thronfolger, die Königin, den König, sondern um diese Personen als Menschen, genauer: in ihrer Rolle als Sohn, Braut bzw. juristische, nicht leibliche Mutter, Vater.“[5]
Der politische Konflikt ist zwar gegeben, steht aber hinter dem familiären zurück. Was die Leser bewegt, sind die Figuren in ihrer privaten Funktion. Lessing schrieb einst, dass Könige auf der Bühne stets nur in ihrer Eigenschaft als Privatleute, nicht als politische Personen interessant seien. Leibfried geht davon aus, dass Schiller in seinem Don Carlos eben diese Feststellung Lessings realisiert habe.[6]
Matthias Luserke-Jaqui drückt sich wesentlich unverbindlicher aus. Zwar definiert er den Vater-Sohn-Konflikt als Hauptthema des Dramas, sagt jedoch auch, dadurch dass Posa von Philipp beauftragt wird, Carlos zu beschatten, sei der politische Konflikt endgültig mit dem Familienkonflikt verschränkt. „[...] In dieser Sphäre der Macht ist das Politische vom Privaten nicht mehr zu trennen.“[7]
Aus der Interpretation Rüdiger Zymners geht zumindest hervor, dass die Tragik des Dramas sich aus den privaten Konstellationen des Familiengemäldes und nicht aus der Politik ergebe.[8]
Nachdem so viele Interpreten dem familiären Konflikt in Schillers Don Carlos eine derartig große Bedeutung zugedacht haben, lohnt es sich, die Familienkonstellation und das vorhandene Konfliktpotential einmal näher zu betrachten.
[1] Koopmann, Helmut: Don Karlos. In: Walter Hinderer (Hg.): Schillers Dramen. Neue
Interpretationen. Stuttgart 1983.S.87
[2] Ebd. S. 99
[3] Schiller, Friedrich: Briefe über Don Carlos“. In: Sämtliche Werke. Band 4. Regine Otto. 1. Auflage.
Berlin 2005 S. 736
[4] Häffner, Patrick: Widerstandsrecht bei Schiller. Frankfurt am Main 2005. S. 103
[5] Leibfried, Erwin: Schiller. Notizen zum heutigen Verständnis seiner Dramen. In: Gießener Arbeiten zur
Neueren Deutschen Literatur und Literaturwissenschaft. Hrsg. v. Dirk Grathoff und Erwin Leibfried.
Band 7. Frankfurt am Main 1985. S. 177
[6] Leibfried S. 178
[7] Luserke-Jaqui, Matthias: Friedrich Schiller. Tübingen 2005. S. 162
[8] Zymner, Rüdiger: Friedrich Schiller: Dramen. Berlin 2002. S. 77
Montag, 1. Oktober 2007
Bis an das Ende der Nacht
In Amerika wird dieses Buch bereits in den höchsten Tönen gelobt, in Deutschland ist es bislang noch ein Geheimtipp.
Christopher Coake erzählt sieben wahrlich atemberaubende Geschichten von Menschen in Extremsituationen. Geschichten von Sterben, Schmerz, Beklemmung, Verzweiflung, Trauer und Angst, aber auch von Liebe und Hoffnung. Dieses Buch wird Ihnen unter die Haut gehen und noch lange im Gedächtnis bleiben.
Christopher Coake unterrichtet englsiche Literatur und kreatives Schreiben an der University of Nevada. "Bis an das Ende der Nacht" ist sein erstes Buch. Wir dürfen hoffen, dass er die Literaturwelt noch weiter bereichern wird.
Wer ist eigentlich Paul ?
Diese Buchreihe von Annette Göttlicher stellt die Lachmuskeln auf die Probe. Es beginnt mit "Wer ist eigentlich Paul?" über "Sind wir nicht alle ein bisschen Paul?" bis hin zu "Aus die Maus". Eigentlich mehr etwas für zwischendurch, aber fabelhaft geschrieben, bissig, satirisch und bisweilen auch traurig und ernsthaft. Drei sehr erfrischende Bände über Männer und Frauen, erwachsen werden und das Leben an sich.
Sonntag, 26. August 2007
Tilman Röhrig: Riemenschneider
Tilman Röhrig: Riemenschneider (September 2007)
Es ist soweit. Im September diesen Jahres erscheint Röhrigs neuer historischer Roman "Riemenschneider"!
Links seht ihr bereits das offizielle Cover.Der Roman erscheint - nicht wie seine Vorgänger im Bastei Lübbe Verlag- sondern bei Piper.
Auf der Homepage des Autors (www.tilman-roehrig.de) wurde bereits das erste Kapitel als Leseprobe veröffentlicht.
Röhrig selbst schreibt über seinen Roman :
"Nur so viel sei über den Inhalt verraten: Wir begeben uns an den Beginn des 16. Jahrhunderts, erleben einen großen Bildschnitzer der deutschen Spätgotik, eine Liebe, die mit allen Grundsätzen bricht und nehmen teil an der Reformation und den Wirren der Bauernkriege. "
Auf der Seite des Düsseldorfer Sternverlages ist zu lesen :
"Ein großer europäischer Künstler, der Licht und Schatten regiert; eine Zeit, die Deutschland für immer verändert; eine Liebe, die mit allen Grundsätzen bricht: der neue Roman des Bestsellerautors Tilman Röhrig.
Wochenlang schon war Tilman Riemenschneider nach ihr auf der Suche gewesen: seiner Eva. Es war ein bedeutender Auftrag für die Stadt: die Skulpturen des ersten Menschenpaars vor dem Eingang der Marienkapelle. Doch nun geht der Bildschnitzer zu weit: eine Bäuerin, die ihm Modell steht nackt! Im Würzburg des Jahres 1492 ein Skandal. Dabei ahnt noch niemand, welch viel gewaltigeres Beben die Stadt in den nächsten Jahren erwartet. Dass Reformation und Bauernkriege die bestehende Ordnung in ihren Grundfesten erschüttern werden. Auch Meister Riemenschneider, der einmal als einer der größten Künstler der deutschen Renaissance in die Geschichte eingehen wird, ist dem Sturm der Ereignisse schutzlos ausgeliefert. Er muss um sein Leben kämpfen, das so aussichtsreich begann und in dem seine Eva eine schicksalhafte Rolle spielt. "
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